Memorandum

Wir, die deutsche Sektion der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik, fördern zukunftsgerichtete künstlerische Impulse in einer sich stets wandelnden, pluralen Gesellschaft. Wir verstehen uns als Verteidiger*innen künstlerischer Freiheit, aber auch als Innovator*innen und Katalysator*innen gesellschaftlicher Weiterentwicklung. Das vorliegende Memorandum basiert in seinen wesentlichen Inhalten auf dem Wertebasierten Verhaltenskodex zur Prävention von sexuellen Übergriffen und Machtmissbrauch, den der Deutsche Bühnenverein als Bundesverband der Theater und Orchester 2018 verabschiedet hat und dessen Text von uns leicht bearbeitet und angepasst wurde.¹

Als GNM vertreten wir eine demokratische Grundhaltung und pflegen als Verein den konstruktiven Dialog. Insbesondere stehen wir, entsprechend unserer Satzung, für eine unvoreingenommene Haltung gegenüber allen Arten musikalischer Praxis, ohne Ansehen der Person und ohne Rücksicht auf Geschlecht, ethnische Herkunft und Nationalität, Hautfarbe, Alter, Behinderung, sexuelle Ausrichtung und Identität, soziale Stellung und Herkunft, Religion und Weltanschauung aller Beteiligten. Unsere Haltung ist, jede Form von Übergriff, Diskriminierung, Rassismus oder Herabwürdigung zu unterbinden. Wir stellen uns der Herausforderung, die Diversität der Gesellschaft und Kultur in unserer Arbeit zu berücksichtigen und zu leben. Geschlechtergerechtigkeit und Chancengleichheit sind für uns essentiell. Im zwischenmenschlichen Umgang zeigen wir gegenseitigen Respekt und Wertschätzung.

Die GNM steht für ein partnerschaftliches Zusammenwirken im künstlerischen Alltag sowie für ein soziales Miteinander mit dem Willen, Konflikte offen anzusprechen und zu lösen. Richtungsweisend ist für uns ein respektvoller sowie fairer Umgang auf allen Ebenen künstlerischer, künstlerisch-wissenschaftlicher und publizistischer Arbeit, sei es bei unseren künstlerischen, wissenschaftlichen oder journalistischen Tätigkeiten, der Ausschreibung oder Vergabe von Stellen oder Aufträgen, der Bewertung und Jurierung von Kolleg*innen und Studierenden bzw. deren Arbeit oder in der künstlerischen und künstlerisch-wissenschaftlichen Forschung und Lehre.

Eine besondere Verantwortung diesbezüglich obliegt vor allem den Führungskräften von Institutionen wie Hochschulen, Rundfunkanstalten, Fördereinrichtungen, Konzerthäusern und Festivals. Im Rahmen des hier entworfenen Wertekodex‘, tritt die GNM für die Schaffung eines diskriminierungs- und angstfreien Umgangs- und Arbeitsklimas ein. Dazu gehört auch, vertraute Gewohnheiten und Verhaltensweisen zu überprüfen, die von anderen als diskriminierend oder ausgrenzend empfunden werden und Prozesse der Sensibilisierung zu unterstützen.

Die GNM setzt sich dafür ein, dass Arbeit- oder Auftraggeber*innen sowie Lehrende ihrer Fürsorgepflicht nachkommen und Kolleg*innen, Mitarbeiter*innen, Studierende sowie Künstler*innen bei ihren Tätigkeiten aktiv vor sexueller Belästigung und Machtmissbrauch schützen. Grundsätzliches Kennzeichen von Belästigung ist eine Grenzüberschreitung, die ein anderer Mensch gegen seinen Willen erfährt oder als übergriffig erlebt. Dazu gehören die (auch versuchsweise) Erzwingung von sexuellen Handlungen, anzügliche oder abfällige Bemerkungen, Witze und Gesten über den Körper, die Sexualität, die sexuelle Orientierung Anderer, also jegliche Übergriffe in gestischer, sprachlicher, körperlicher Form. Als Belästigung können auch Vorgänge empfunden werden, die nicht beabsichtigt waren.

Die GNM trägt aktiv dazu bei, ein Bewusstsein zur Bekämpfung sowie Überwindung von sexueller Belästigung und Machtmissbrauch zu etablieren. Das schließt kritische Selbstbefragung, Erlangung von Diversitätskompetenz und ggf. flankierende Maßnahmen wie Diskriminierungsanlaufstellen ein.

Die Gesellschaft für Neue Musik (GNM) im November 2021.

Hinweis: Betroffene der Musikbranche haben die Möglichkeit, sich bei der Themis Vertrauensstelle gegen sexuelle Belästigung und Gewalt e.V. beraten zu lassen: https://themis-vertrauensstelle.de/


¹ http://www.buehnenverein.de/de/sonderseiten/wertebasierter-verhaltenskodex.html